Mittwoch, 26. August 2009

Love - Aus Liebe Zum Spiel


Jedes Mal, wenn ich denke, ich habe alles und jede Idee gesehen, die sich in einem Computerspiel umsetzen lassen, dauert es nicht lang, bis ich einsehen muss, dass die Kreativität der Menschen unendlich ist.

Während das Genre der MMO (Mass Multiplayer Online) Spiele seit mehr als einem Jahrzehnt stetig steigende Nutzerzahlen verzeichnet, stagniert die Komplexität der Scheinwelt und der Anspruch an den Spieler leider nur all zu oft. Sei es eine endlose Ansammlung von Minigames, das an die gängigen Rollenspiele angelegte (und meist verschlankte) "Krieger, Priester und Zauberer verhauen Monster"-Prinzip oder ein etwas überdimensioniertes (Pseudo-)3D-Inferface als Chatplattform.
Ausnahmen wie EVE Online bilden die Ausnahme und halten sich - zu recht - zwar am Markt, erreichen aber nie die Nutzerzahlen der "easy to learn, hard to master" Spiele wie World of Warcraft, Warhammer Online oder Lineage 2.


Nun stolperte ich heute über Love. Die zumeist romantischen oder stereotypen Assoziationen, die dieser Titel hervorruft, werden den Ideen und der Arbeit des Entwicklers, welcher dahintersteht, nicht im Geringsten gerecht. Ja, "des Entwicklers".
Love ist ein Ein-Mann-Produkt des Schweden Eskil Steenberg. Dabei erledigt dieser sowohl die Konzeption und das Artwork als auch für die Programmierung des Spiels. Angelegt als MMOG mit einem eher expressionistischen Grafikstil unterscheidet sich Love in mehr als einem Punkt von derzeit populären Alternativen. Da wäre zum einen die komplett durch Subroutinen dynamisch erstellte Spielewelt, eine Leistung, die kein populäres MMORPG in den letzten Jahren vollbracht hat. Zum anderen versteht Steenberg die Welt von Love als Sandbox und lässt den Spieler als Teilentwickler mitwirken, indem er ihm die Macht gibt, Städte zu bauen, Bäume zu pflanzen oder anderweitig produktiv zur Bereicherung der Spielewelt beizutragen. Die Möglichkeiten sind dabei so unbegrenzt wie die Kreativität des Entwicklers oder Spielers. Ich kann mir vorstellen, dass Terraforming oder Kreation neuer Lebensformen keine so abwegigen Ideen sind. Der Spieler als schaffende (oder zerstörende Kraft) in einer Welt ohne Regulierung, außer der durch andere Spieler. Wovor sich andere Spielestudios scheinbar seit langem scheuen, nimmt mit jeder Zeile geschriebenem Quellcode Steenbergs mehr und mehr Form an.

Wie so viele kleine Entwickler verfolgt auch
Eskil Steenberg (sein Ein-Mann-Studio trägt den Namen "Quel Solaar") keine weltlichen Ziele mit Love. Er sieht in dem Projekt ein Lebenswerk. Würde dieses inklusive des nötigen Serverbetriebs sich aufgrund einer kleinen, aber engagierten Fanbasis selber tragen, so würde ihm das schon reichen.


Ich persönlich bin einmal mehr beeindruckt davon, welche künstlerischen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung der Computer einerseits schafft und welche Ideen und höheren Ziele einzigartige Menschen unserer Zeit andererseits verfolgen.

Mehr Informationen über Love finden sich hier:
http://news.quelsolaar.com/
http://www.rockpapershotgun.com/2008/02/20/for-the-love/
http://www.massively.com/2008/02/26/gdc08-when-love-came-to-town/
und natürlich über Google.

(Bilder von http://www.quelsolaar.com)

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